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Deutscher Alpenverein DAV klettern

Quelle: Naturschutz in NRW, 2/1998, NABU

Bundsandsteinfelsen im Kreis Düren:

Klettern ohne Grenzen?

Hat jede Interessengruppe das Recht auf Nutzung von Natur? Auf diese Frage zugespitzt könnte man den Konflikt beschreiben, mit dem sich die Naturschützer im Kreis Düren seit Jahren befassen.

Das Objekt der Begierde sind die wildromantischen Buntsandsteinfelsen im Rurtal. Hier brüten Haselhuhn und Uhu, leben noch Wildkatze und Schlingnatter. Doch auch die Kletterer haben das Gebiet für sich entdeckt. Mit schlimmen Folgen für die eigentlichen Urbewohner dieser Landschaft.
Für einen Kletterer gibt es nichts Schöneres, als seinem Hobby unter freiem Himmel und in wilder und unberührter Natur zu frönen. Die zerklüftete Felsenlandschaft im Kreis Düren diesem Ideal sehr nahe.

Deshalb zieht es seit Jahren Individualkletterer, Kletterschulen und kommerzielle Anbieter in die Region. Was sie zurücklassen hat allerdings nichts mehr mit unberührter Natur zu tun. "Das einmalige Ökosystem ist durch die Kletterer unwiderruflich geschädigt worden", so Jürgen Klünder vom NABU Düren.
Am meisten schmerzen ihn die Fälle, in denen die heimische Tierwelt direkt zu Schaden kommt: Mehrfach wurden Uhubruten gestört oder junge Uhus kamen um, weil sie aufgestöbert wurden. Versteck- und Eiablageplätze der vom Aussterben bedrohten Mauereidechse wurden vernichtet. Der Wanderfalke ursprünglich im Rurtal heimisch - brütet aufgrund der Störungen bis heute nicht hier. Hinzu kommen die vielen Schäden, die nur der sieht, der sie auch sehen will: Flechte und Moose werden durch das Klettern zerstört. Auf den Felsköpfen und an den Felsfüßen ist der Boden verdichtet, die Vegetation vernichtet. Bäume werden durch das Anbringen der Kletterseile beschädigt. Und um die 5.000 Kletterhaken sind im Laufe der Zeit in die Felswände gerammt worden.

Kaum einer hält sich an die Regeln

Diesen Fakten konnte sich im Jahre 1994 auch der Regierungspräsident von Köln nicht verschließen. Eine einstweilige Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes Buntsandsteinfelsen sollte das Gebiet schützen. Vier Jahre danach soll jetzt über den endgültigen Inhalt der Schutzverordnung entschieden werden. Der NABU hat deshalb zusammen mit drei anderen Naturschutzverbänden - BUND, Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz und Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen - ein Schutzkonzept vorgelegt. Darin eingeflossen sind auch die Erfahrungen der letzen vier Jahre und die sind, so Jürgen Klünder, "außerordentlich negativ". Sein Fazit: "Wenn der Deutsche Alpenverein behauptet, daß Klettern naturverträglich betrieben werden kann, so haben die Kletterer im Rurtal das Gegenteil bewiesen."
An die Regeln, die in der einstweiligen Sicherstellung festgelegt wurden, hielt sich nämlich so gut wie niemand. "Auf gesperrten Felsen wird nach wie vor illegal geklettert. Obwohl verboten, werden die Felsköpfe betreten. " Zähneknirschend mußten die Naturschützer mit ansehen, wie Gemeindeverwaltungen und Untere Landschaftsbehörde die Verstöße zuließen: "Wanderwege wurden entgegen der Vereinbarung nicht verlegt, Trampelpfade nicht beseitigt," berichtet Klünder.
Der Streit zwischen Naturschützern und Kletterern nahm an Schärfe zu. Dabei wußten die Naturschützer das Recht doppelt und dreifach auf ihrer Seite: Die Buntsandsteinfelsen zählen zu den besonders geschützten Biotopen nach dem Bundesnaturschutz- und dem Landschaftsgesetz. Die meisten Felsen im Rurtal sind Naturdenkmale. Die Buntsandsteinfelsen fallen unter den Schutz der europäischen Flora-Fauna-Habitatrichtlinie. Zahlreiche dort lebende Tierarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Mangels Argumenten zogen sich die Kletterer auf Polemik zurück: "Lieber einen neuen Kompromiß, als die Uhueier an der Felswand" forderte Jürgen Kuhns für die Interessensgemeinschaft Klettern.

Wo ein Felsen ist, da muß auch geklettert werden

Wenig Verständnis für die Rechte des Naturschutzes zeigt auch eine "Kletterkonzeption", die ein "Arbeitskreis Klettern und Naturschutz Nordeifel" für die Buntsandsteinfelsen vorgelegt hat. Nach dieser Konzeption sollen nur die Felsen vom Klettern ausgenommen werden, die ohnehin keine klettersportliche Bedeutung haben. Diese sind aber gleichzeitig auch von untergeordneter Bedeutung für den Naturschutz.
Die vier Naturschutzverbände haben in ihrem Schutzkonzept dargelegt, daß aus fachlicher Sicht das Klettern im Rurtal ganz verboten werden muß. Sinnvoller wäre die Förderung von stiller Erholung. Die Verbände halten zudem eine Erweiterung des Naturschutzgebietes für notwendig, um Störungen von sensiblen Bereichen fernzuhalten, Im Naturschutzgebiet selbst soll es einen Tabu-Bereich geben (15% des Schutzgebietes), den niemand betreten darf, damit die Natur absoluten Vorrang hat. Der beruhigte Bereich (25%) soll den Ansprüchen gefährdeter Arten und der stillen Erholung (z.B. Wandern) vorbehalten sein. Der Puffer-Bereich (60%) schließlich soll Störungen vom den beiden anderen Bereichen fernhalten. Jürgen Klünder rechnet allerdings damit, daß sich Regierungspräsident Dr. Franz-Josef Antwerpes über Recht und Gesetz hinwegsetzen wird und nicht alle Forderungen der Naturschützer in die Schutzverordnung aufnimmt. "Aber die Regelung wird besser sein als bisher."
Mindestens genauso wichtig ist den Naturschützern die angemessene Betreuung des Naturschutzgebietes und dazu gehört - neben der Öffentlichkeitsarbeit - vor allem die Kontrolle der rechtlichen Bestimmungen. "Denn was nützt uns die schönste Schutzverordnung, wenn sich niemand daran hält und sich niemand um die Einhaltung der Vorschriften kümmert", so Jürgen Klünder. Sabine Kröber

Wer mehr über die Buntsandsteinfeisen im Rurtal wissen will, kann sich wenden an:NABU Düren, Dr. Jürgen Klünder, Kreuzstraße 45 b, 52351 Düren.



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Burg Nideggen und Burgwand © Günter Kobiolka
Herweg (Quelle: Günter Kobiolka)
Auf der Burgwand
Trichterkante (Quelle: Günter Kobiolka)
An der Burgwand
Hochkoppel bei Untermaubach (Quelle: Günter Kobiolka)
Florian Schmitz
Feuchter in der Burgwand (Quelle: Günter Kobiolka)
Haken für Sandstein