Dürener Zeitung, 08.03.2001
Buntsandsteinfelsen: Ein Kompromiss für beide Seiten? Nideggen. "Nach deutschem Ordnungsempfinden", sinnierte Dr. Volker Hugenschütt, "sieht es hier im Wald natürlich stellenweise wüst aus." Gefällte Bäume, die kreuz und quer in den Hängen liegen, erreg(t)en den Unmut von Nideggener und Rather Bürgern. Doch der Mitarbeiter der Biologischen Station in Brück erläuterte Dienstagnachmittag mitten im Wald der Mausauel zum wiederholten Mal den Sinn auch der X-Holzfällung.
Sie waren wieder unterwegs: die Mitarbeiter der Biologischen Station und des Eifelvereins, die Mitglieder des Umweltausschusses, der Förster und interessierte Naturschützer. Zwischen Kuhkopf und Christinenley besahen sich die Wanderer die bisherigen Auswirkungen des so genannten Maßnahmenkatalogs Buntsandsteinfelsen.
Hier wurden Bäume gefällt, um an markanten Punkten Aussicht zu schaffen auf das Rurtal. Dort wurden Wege gesperrt, um den Menschen von den Felsen fernzuhalten, in denen die Vogelwelt brütet. Hier wurden neue Holzbänke und Tische aufgestellt, um Wanderer zum Verweilen einzuladen, um sie die Aussicht genießen zu lassen. Dort ließ man die Schutzhütte (am Kuhkopf) im neuen Glanz erstrahlen.
Und während Vertreter von Eifelverein und Biologischer Station von einem vertretbaren Kompromiss sprachen, der erzielt worden war, wurde aber auch deutlich, dass beide Seiten sich jeweils mehr gewünscht hätten.
Beispielsweise die Biologen an der Christinenley: Bisher durften Wanderer den ganzen Kopf des hoch über dem Rurtal gelegenen Felsen betreten. Im Rahmen des Maßnahmenkatalogs steht jetzt nur noch die rechte Hälfte für freie Sicht auf das tiefe Tal zur Verfügung. Die Mitarbeiter der Biologischen Station und die Naturschützer hätten es aber lieber gesehen, wenn der ganze Kopf gesperrt worden wäre. Sie sind weiterhin der Auffassung, dass das Betreten des Kopfes nicht nötig ist, um die Aussicht zu genießen.
Direkt zu Beginn des über zweistündigen Waldspazierganges waren bereits große Differenzen hörbar geworden: So mancher Anlieger hatte den Waldrand benutzt, um Tannenbäume, Äste und Reisig und Unmengen Laub zu entsorgen. Diese wilde Müllkippen sind Naturschützern und Förster ein Dorn im Auge. Dem Rather Ortsvorsteher Rudolf Bogedain gefallen die Hinterlassenschaften seiner Mitbürger auch nicht. Aber: "Ich werden sie nicht mehr ansprechen", sagte er zu den Kritikern. Und die Begründung: "So lange es im Wald genauso aussieht, werde ich nicht versuchen, die Bürger von ihrem Tun abzuhalten."
Dass die X-Holz-gefällten Bäume aber auch von großem Nutzen für die Tierwelt sind, verdeutlichte Volker Hugenschütt: "Durch ihre Stockausschläge erhalten die Tiere vitaminreiche Nahrung. Und es wächst eine Strauchschicht, die dem Wild als Dickicht dient."
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