Dürener Zeitung, Nr. 297, Dienstag, 22. Dezember 1998
Keine weiteren Felsen freigeben Naturschutzverbaende gegen ein erweitertes Klettern im Rurtal Kreis Dueren. In einem Seminar der Naturschutzakademie Nordrhein-Westfalen lehnen Uhu- und Wanderfalkenexperten aus ganz Deutschland den neuen Vorschlag des Deutschen Alpenvereins (DAV) zur Regelung des Kletterns an den Buntsandsteinfelsen im Rurtal ab. Der DAV hatte ein Heidelberger Buero beauftragt, ein Gutachten ueber Uhu und Wanderfalke in den Rurtalfelsen zu erstellen. Dieses Papier sah zeitweise Sperrungen an den fuer Uhu und Wanderfalke wichtigen Felsen und Verzicht auf klettersportlich ohnehin bedeutungslose Felsen vor. So brachte die Stellungnahme aus Naturschutzfachlicher Sicht keine neuen Erkenntnisse und stellte sich als Gefaelligkeitsgutachten heraus, sagen die Naturschutzverbaende. Uhus beginnen schon Anfang Januar mit der Eiablage Der Brutgebiet des Uhus werde beispielsweise auf Mitte Februar datiert. Untersuchungen an 1500 Uhus haben aber ergeben, dass die Uhus mit der Eiablage bereits Anfang Januar beginnen koennen. In dem Papier werde weiterhin empfohlen, die Brutfelsen von Uhu und Wanderfalke nach dem Ausfliegen der Jungvoegel wieder zum Klettern freizuzgeben. "Dieses Ansinnen laesst sich jedoch voellig unberuecksichtigt, dass die Jungvoegel in dieser sehr sensiblen Phase noch laengere Zeit im Brutgebiet von den Eltern gefuettert, trainiert und gegen Feinde verteidigt werden. Gerade jetzt muessten grossraeumige Sperrungen ausgesprochen werden, da niemand weiss, wo sich die Jungvoegel gerade befinden", fuehrten Doris Siehoff vom BUND und Dr. Kluender vom NABU in der Fachtagung aus. Ganzjaehriger Schutz ist unbedingt erforderlich Balz-, Schlaf-, Rupfungs- und Aussichtsplaetze wuerden ueberhaupt nicht beruecksichtigt und sollten somit auch nicht entsprechend geschuetzt werden. Die Experten wiesen insbesondere darauf hin, dass Uhu und Wanderfalke sich das ganze Jahr ueber in ihrem Brutgebiet befinden und somit ganzjaehrig Schutz unbedingt erforderlich ist. Eine Tatsache, die den Autoren entweder nicht bekannt war oder aber bewusst verschwiegen worden sei. Weiterhin wurde vorgeschlagen, in der Burtzeit Uhurufe vom Tonband abzuspielen, um festzustellen, ob sich Uhus in den Felsen befinden oder nicht. Sollte ein Uhu auf diesen Reiz hin zurueckrufen, so war eine Sperrung des betreffenden Felsens vorgesehen; ansonsten sollte er zum Klettern freigegeben werden. "Dieser Vorschlag hat bei Uhuexperten fuer Heiterkeit gesorgt," so Willi Bergerhausen, ueber die Landesgrenzen hinaus anerkannter Uhuexperte und Vater der erfolgreichen Wiedereinbuergerung unserer groessten Eule auch im Rurtal. Bergerhausen weiter: "Es ist allgemein bekannt, dass die Erfolgsaussichten unter 30 Prozent liegt, mit dieser Methode einen Uhu in seinem Revier zu erfassen." Die Aufzaehlung der Fehler, Versaeumnisse und Fehlinterpretationen liesse sich beliebig weiterfuehren. Ministerin soll Kreistag nicht im Wege stehen Daher sind sich alle Experten einig, dass das Papier keine Planungsgrundlage fuer das Naturschutzgebiet sein kann. Die Naturschutzverbaende BUND, EGE und NABU baten daher Umweltministerin Baerbel Hoehn, den Bemuehungen des Duerener Kreistages nicht weiter im Wege zu stehen und sich unmissverstaendlich gegen eine Freigabe weiterer Felsen auszusprechen.
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