[182] Sonnenaufgang in der Monte Rosa ©Kalle Kubatschka
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Deutscher Alpenverein DAV klettern

Dürener Zeitung, Nr. 183, Montag, 10. August 1998

Der "Rödelsberg" im Rurtal ist eine Insel für gefährdete Arten

EGE kaufte mit KSK Hilfe acht Hektar großes Juwel - Oase der Natur

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) mit Sitz in Heimbach hat sich der Wiedereinbürgerung des Uhus in den angestammten Brutgebieten der großen Eule in den Sandsteinfelsen der Eifel verschrieben. In jüngster Zeit gab es positive Nachrichten zu vermelden: eine neue Uhubrut in den Burgfelsen bei Nideggen, die erste nach fast einem halben Jahrhundert. EGE Geschäftsführer Wilhelm Bergerhausen geht in seinem nachfolgenden Beitrag auf das erste Uhureservat der Eifel Anfang der 50er Jahre ein und beschreibt das neue Schutzgebiet "Rödelsberg". Dieses Rückzugsgebiet für Eulen konnte die EGE dank vieler Spenden erwerben. Neuer Lebensraum für den Uhu.

Nordeifel. Die Felsenlandschaft des Rurtales im Kreis Düren ist von besonderer Eigenart und Schönheit und Lebensraum von europäischer Bedeutung für Pflanzen und Tierarten. Die Rur hat vor Jahrtausenden die Buntsandsteinschichten der Nordeifel angeschnitten und imposante Felswände, türme, überhängende Felsvorsprünge, Klüfte und Pilzformen herausgebildet. Die Felsen entstammen dem Erdmittelalter. Sie sind bedeutende Bruthabitate von Uhu und Wanderfalke.

Im November 1948 wurde die Unterschutzstellung der "Blenser Felsen" beantragt. Anfang Januar 1949 fand eine amtliche Besichtung des Gebietes statt und bereits zwei Tage später erfolgte die öffentliche Bekanntmachung der vorläufigen Sicherstellung als Naturschutzgebiet. Die Schnelligkeit, mit welcher der damalige Feierabendnaturschutz reagierte, überrascht. 1953 wurde das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Buntsandsteinfelsen bei Blens" ausgewiesen.

Anfang der 50er Jahre wurde im Rheinland der Bestandsrückgang beim Wanderfalken erkennbar. Zwischen 1950 und 1954 fanden an den Blenser Felsen nur noch erfolglose Bruten statt, weil sie gestört wurden. Noch 1957 hatte sich ab Mitte Februar ein Wanderfalkerpaar in den Blenser Felsen aufgehalten. Bis Anfang März war es häufig zu sehen gewesen. Ohne Zweifel hätte es dort gebrütet, wenn nicht bereits ab Mitte März dort geklettert worden wäre. 1961 wurde der letzte nordrhein westfälische Uhu am Blenser Felsen beobachtet. Die Art war damit auch in diesem Bundesland ausgestorben.

Zitiert:
Naturschutzgebiete ohne Betreuung und ohne lenkende Maßnahmen sind für die Natur Katastrophengebiete (Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen)

Nur durch das Engagement der Dürener Fabrikanten Otto und Rudolf Hoesch, die sich während der 50er Jahre für den Schutz der letzten Wanderfalken und Uhus im Rurtal einsetzten, war wenigstens ab und an eine Brut erfolgreich. So konnte durch die Stellung zuverlässiger Bewacher mit Sicherheit festgestellt werden, daß 1957 zwei Uhus schlüpften und den Nistplatz gesund verlassen konnten.

1978 haben sich wieder Uhus angesiedeit und wegen ständiger Störungen alljährlich erfolglos gebrütet. 1983 - erstmals nach über 25 lahren - fand wieder eine erfolgreiche Uhubrut mit 3 Jungen statt.

Nach wie vor führt die Ausübung der immer noch zunehmenden Freizeitsportarten in Natur und Landschaft (Mountainbiking, Klettern, Drachenfliegen, Ultraleichtflugzeuge usw.) immer wieder zu Störungen oder Verlusten von Uhubruten. Die rechtlichen Möglichkeiten, diesen Gefährdungen vorzubeugen oder sie zumindest zu beschränken, sind selbst in Naturschutzgebieten bisher nur ansatzweise ausgeschöpft worden, obgleich diese Möglichkeiten rechtlich normierte Pflichten sind.

In Naturschutzgebieten soll kommenden Generationen nicht nur ein Stück ungestörte Natur bewahrt werden, sondern in Naturschutzgebieten müssen für gefährdete Pflanzen und Tierarten so gute Lebensbedingungen entwickelt werden, daß aus diesen Gebieten heraus gefährdete Arten die übrige Landschaft wieder besiedeln können. Insofern müssen Naturschutzgebiete gleichsam Wiederausbreitungszentren in der Zivilisationslandschaft sein. Diese Funktion wird in Gebieten, die kletterportlich genutzt werden, nicht erfüllt. Der Bruterfolg der Uhus ist in Gebieten mit Klettersport nämlich um 53,8 Prozent geringer als in vergleichbaren Gebieten ohne Klettersport.

Anders als in der 50jährigen Geschichte des früheren Naturschutzgebietes "Vogelfreistätte Buntsandsteinfelsen bei Blens" soll der auf dem Papier stehende Schutz künftig auch praktisch durchgesetzt werden. Dies ist allerdings ohne eine kontinuierliche Schutzgebietsbetreuung mit Offentlichkeitsarbeit, Besucherlenkung und überwachung nicht zu machen.

Trotz eines viel zitierten gestiegenen Umweltbewußtseins gilt im Naturschutz leider nach wie vor: Ankauf ist die beste Verteidigung. Allerdings belegen zahlreiche Beispiele gerade aus jüngster Zeit, daß selbst Naturschutzgebiete als kleine, aus der übrigen Landschaft abgegrenzte Reservate auf öffentlichen Flächen nicht immer in guten Händen sind. Dies ist aus Sicht der EGE skandalös hat doch der Staat Vorbildfunktion.

Deshalb hat die EGE mit großzügiger Unterstützung der Dürener KSK Stiftung und privater Spenden ein weiteres zwar kleines, aber bedeutendes Stück Natur erworben: den Rödelsberg im Rurtal bei Hausen. Es sind neun bis zu 30 Meter hohe Buntsandsteinfelsen, Wald, drei Feuchtwiesen mit einem Bachlauf, alles zusammen rund acht Hektar.

Die neun Felsen waren begehrte Kletterfelsen. Mehrfach wurden Uhubruten gestört, manchmal blieben sie aus oder junge Uhus kamen um, weil sie von den Kletterern unfreiwillig aufgestöbert wurden. Die Sportkletterei zur Unzeit ist auch der Grund dafür, daß der Wanderfalke erst jetzt zuruckkehrt. Mit der Kletterei ist nämlich nun ein für allemal Schluß. Und es war höchste Zeit: Die Felswände waren wie ein Hasenbraten gespickt mit Kletterhaken. Die Flechten und Moose auf den Felsen wurden durch Tritt und Griff, Reibung von Kleidung, Kletterseilen und Haken zerstört. Viele Flechtenarten benötigen Jahrhunderte, um auch nur handtellergroße Bestände zu bilden. Buntsandsteinfelsen und Wald des EGE Schutzgebietes zeigen noch eine lückenlose natürliche Vegetation: Auf den Felsen wachsen Blatt , Krusten und Becherflechten sowie Felsmoose. Auf den Felsbändern und als schmaler Saum an den äußeren Rändern der Felsköpfe siedelt die "frühe Haferschmielenflur". Solche natürlichen Wuchsplätze sind im Rheinland ausgesprochen selten. Die subatlantisch verbreitete Sandginster Heidegesellschaft hat oberhalb der Buntsandsteinfelsen im Rurtal ebenfalls natürliche Wuchsorte. Die Felsen sind umgeben von Hainsimsen, Traubeneichenwald mit Waldgamander, Doldigem Habichtskraut und Hainsimsen. Hier finden sich auch einige Fragmente das Weißmoos Kiefernwaldes. Die subkontinentale Waldgesellschaft des Weißmoos Kiefernwaldes tritt großflächig erst im Osten Deutschlands auf und hat im Rurtal einige natürliche Vorposten, die einzigen in Nordrhein Westfalen.

Spenden
Bei ihren Bemühungen um die Wiedereinbürgerung des Uhus ist die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) auf Spenden angewiesen. Ein Uhupaar benötigt in Brutplatznähe eine absolute Schutzzone von mindestens 20 Hektar mit störungsfreien und deckungsreichen Ruheplätzen in Bäumen und Felsspalten. Dafür muß die EGE 200 000 Mark aufbringen. Mit einer Spende von zum Beispiel 500 Mark können 500 Quadratmeter Uhuland ausreichend geschützt werden.
Das Spendenkonto: Postbank Köln (BLZ: 370100 50) Nr. 41108 501.

Der Hainsimsen Traubeneichenwald ist in dieser Zusammensetzung im Rheinland eine sehr seltene Waldgesellschaft, die außer dem hier beschriebenen Standort nur noch vom Drachenfels im Siebengebirge bekannt ist.

Im Gegensatz zu Kalkfelsen sind Buntsandsteinfelsen arm an Farn- und Blütenpflanzenarten. Dennoch wurden an diesen Felsen 38 Arten dokumentiert. Im Bereich des Schutzgebietes wurden 25 Moos und 32 Flechtenarten nachgewiesen.

Der Uhu ist an den Felsen nach seinem Aussterben wieder Brutvogel seit 1978. Angesichts der positiven Bestandsentwicklung des Wanderfalken ist mit einer Wiederbesiedlung im Laufe der nächsten Jahre zu rechnen. Einzeltiere wurden bereits mehrfach beobachtet. Außerdem entdeckte die EGE eine Höhle im Fels, die seit Jahrtausenden Brutplatz der Waldkäuze zu sein scheint.

Auch für Fledermäuse sind die Buntsandsteinfelsen im Rurtal nicht nur als Winterquartier, sondern auch im Sommer als Schlafplatz und Paarungsquartier von großer Bedeutung. Nachgewiesen wurden Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus, Braunes Langohr, Graues Langohr, Mausohr, Nordfledermaus und Wasserfledermaus.

Vier der insgesamt sieben Reptilienarten, die in Nordrhein Westfalen leben, haben ihren natürlichen Lebensraum in den offenen Felsen und ihrer Umgebung: Mauereidechse, Waldeidechse, Blindschleiche und Schlingnatter. Die Mauereidechse erreicht hier die Nordgrenze ihrer Verbreitung.

Bilduntertitel:
Ein Stück Natur gekauft, um sie zu schützen: Der Rödelsberg bei Hausen mit Felsen und urwüchsiger Landschaft ist eine Oase für bedrohte Arten.

Bilduntertitel:
Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) hat sich der Wiedereinbürgerung des Uhus verschrieben. Im Bild EGE Geschäftsführer Wilhelm Bergerhausen mit einem Exemplar dieser größten Eule, die im Rurtal wieder brütet. (Archivbild: Walter Schmühl)



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Burg Nideggen und Burgwand © Günter Kobiolka
Herweg (Quelle: Günter Kobiolka)
Auf der Burgwand
Trichterkante (Quelle: Günter Kobiolka)
An der Burgwand
Hochkoppel bei Untermaubach (Quelle: Günter Kobiolka)
Florian Schmitz
Feuchter in der Burgwand (Quelle: Günter Kobiolka)
Haken für Sandstein