Dürener Zeitung, Nr. 95, Freitag, 24. April 1998 D
Naturschutz als Chance im Land der "Schnitzelkultur"? Die Grünen und Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen: Naturschutz und Tourismusförderung sind kein Widerspruch Nordeifel. Naturschutz und Tourismusförderung müssen keine Gegensätze sein. Mit dieser Überzeugung greift die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in die kontroverse Diskussion um künftige Freizeitmöglichkeiten im Süden des Kreises Düren ein. Ähnliche Argumente kommen von der in Heimbach ansässigen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE), die miese Gastronomie, zuviel Straßen und Kletterer als die größten Feinde des Tourismus bezeichnet. Vizelandrat Cato Hilfert und Fraktionssprecher Oliver Krischer von den Grünen sagten gestern in einer Presseerklärung, die Natur sei das größte Kapital der Region. Eine Studie belege eindeutig, daß die Gruppe der Kletterer eine "sehr marginale Bedeutung für das Hotel und Gaststättengewerbe" besitze. Im Gegenteil wirke die hohe Frequentierung der Felsen auf die erholungssuchenden Gäste des Rurtals störend. Gleiches gelte für Kanufahren und Montain Biking. Dem Rückgang der Übernachtungsgäste ließe sich mit Werbung für eine intakte Natur begegnen, meinen die Grünen. Naturschutz dürfe nicht als Störung, sondern als Chance für den Tourismus begriffen werden. Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen nennt Vorwürfe aus den Reihen der Gastronomie, der Schutz der Felsen im Rurtal gefährde Arbeitsplätze im Fremdenverkehr "widersinnig". Darin sei der untaugliche Versuch zu sehen, "von selbstverschuldeten Imageproblemen und gastronomischer Einfallslosigkeit abzulenken". Für den langfristigen Urlauber lohne die Reise in das Rurtal kaum noch, meint die Gesellschaft, denn der suche stille Erholung, Beschaulichkeit und ungestörte Natur. Dabei fühlten sich Touristen nach Aussage einer vorliegenden Studie vor allem von Freizeit und Sportaktivisten gestört, vor allem vom Klettersport.Der Klettersport im Rurtal, meint die EGE, trage nichts zur wirtschaftlichen Entwicklung des Rurtales bei, sondern verdränge Urlauber und Gäste, die im Rurtal Ruhe und Naturerlebnis suchen. Insofern habe sich das Fremdenverkehrsgewerbe mit jüngsten Äußerungen und Parteinahme für möglichst zügellosen Klettersport einen Bärendienst erwiesen. Diese Parteinahme zeige, meint die EGE, daß es den Verantwortlichen an Kompetenz innerhalb des eigenen Aufgabenbereichs mangele. In der EGE-Presseerklärung heißt es wörtlich: Allerdings ist auch dies für den anspruchsvollen Gast nicht neu: unzureichender und unzeitgemäßer Service und kulinarischer Sittenverfall, vor allem die einfallslose Schnitzelkultur, lohnen keinen Besuch." Der Befürchtung, Naturschutz gefährde Arbeitsplätze im Gastgewerbe, widersprach gestern auch ein Gastronom aus Nideggen. Jörg Heiliger: "Sollte ein Kollege Leute entlassen müssen, ich nehme sie gerne. Seit Monaten suche einen Koch und Küchenpersonal bisher vergeblich" Bilduntertitel: Kletterer hätten für die Gastronomie in der Eifel eher nebensächliche Bedeutung. Das meinen Naturschützer und die Grünen. Hervorgehobener Kasten: Zitiert "Frittenkultur, zu viele Straßen und die Kletterer gefährden den Fremdenverkehr in der Eifel". Ein EGE Sprecher
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