Dürener Zeitung, Nr. 83, Mittwoch, 8. April 1998 D
Gefährdete Tiere nicht stören Nach der Lektüre der DZ-"Fundsachen" vom 4. April zum Thema "Dr. Klünder auf der Suche nach der Wasseramsel" schreibt Reinhold Radzibaba, Burgstraße 47 in Niderzier: "Mit großen Erstaunen laß ich den obengenannten Artikel. Besagt doch Paragraph 20 f des Bundesnaturschutzgesetzes zum Schutz für besonders gefähhrdete Tiere unteranderem, daß es verboten ist, diese Tiere an ihren Nist- und Brutstätten durch aufsuchen und ähnliche Handlungen zu stören.Dieses Verbot betrifft aber höchstwahrscheinlich nur Kletterer, Kanufahrer, Angler, Jäger und sonstige Normalsterbliche, nicht aber einen Dr. Klünder, seines Zeichens Vorsitzender des Naturschutzbundes, Kreisgruppe Düren. Diese "sogenannten Naturschützer" haben wohl allein das Recht gepachtet, über Tiere, Pflanzen und alle Menschen, die sich in der Natur bewegen und sie auch nutzen, zu bestimmen. Ein Vorschlag: Der Ruheständler Dr. Klünder sollte sich doch jetzt, wo er über genügend Zeit verfügt, um alte und kranke Menschen ehrenamtlich kümmern."
Dürener Zeitung, Nr.83, Mittwoch, 8. April 1998 D
Nabu will Mitglieder werben Kreis Düren. Der seit 21 Jahren auch an der Rur durch einen Kreisverband vertretene Naturschutzbund Deutschland (Nabu) will seine Mitgliederwerbung aktivieren und damit eine im vergangenen Jahr erfolgreich gestartete Aktion fortsetzen. Dabei war die Mitgliederzahl um 50 Prozent auf rund 500 gesteigert worden. Wegen dieses überzeugenden Erfolgs solle eine solche Werbeaktion während der nächsten Wochen wiederholt werden, erklärte der Vorstand. In persönlichen Gesprächen und an der Haustür wolle man um Unterstützung werben. Ein vielfältiges Informationsprogramm Als Grundlage einer erfolgreichen Arbeit betrachte man ein breitge-fächertes Betätigungsfeld, erklärte Nabu-Vorsitzender Dr. Jürgen Klünder. Dazu gehöre ein vielfältiges Veranstaltungs- und Informationsprogramm. Seit Jahren sind Mitglieder der Organisation mit Schaufel, Spaten und Säge im Einsatz, um Krötenschutzzäune zu errichten, Kopfweiden zu schneiden, Hecken zu pflanzen und Tüm-pel anzulegen. erst vor wenigen Wochen habe man die Aktion "Tausend Bäume an der Rur" gestartet. Mit monatlichen Versammlungen und Exkursionen will der Verein überdies das Interesse für die heimische Flora und Fauna wecken und dabei aufzeigen, daß es sich lohnt, für die Erhaltung der natürlichen Umwelt zu kämpfen. (wts)
Dürener Zeitung, Nr.83, Mittwoch, 8. April 1998 D
Heute im Lokalteil Gastgewerbe bangt um Arbeitsplätze Nideggen/Heimbach. Existenzangst bei Hotel- und Restaurationsbesitzern und damit auch Furcht vor dem Verlust vieler Arbeitsplätze, wenn das obere Rurtal quasi zum europäischen Naturschutzgebiet erklärt werden sollte. Nicht nur Gastronomen machen mobil.
Dürener Zeitung, Nr.83, Mittwoch, 8. April 1998 D
Die Gastronomen im Rurtal funken "SOS" "Übertriebener" Naturschutz gefährdet Arbeitsplätze Nideggen / Heimbach. "Wir sind absolut für Naturschutz, aber er darf uns nicht vom Grünen Tisch aus übergestülpt werden und muß im Rahmen bleiben!" Mit seinen Kollegen aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe in der Rureifel fürchtet Michael Schäfer, Gastronom in der Blenser Bauernstuben, um die Existenz zahlreicher Beherbergungs- und Restaurationsbetriebe - und damit um viele Arbeitsplätze, wenn die Freizeitmöglichkeiten im Rurtal immer weiter dem Naturschutz geopfert werden. Etwa 100 Arbeitsplätze seien in diesem Gewerbe bereits seit 1994 verloren gegangen, seit es die Einschränkungen für die Kanufahrer auf der Rur gibt. Seit 1.April hat die Kölner Bezirksregierung jedigliches Klettern in den Buntsandsteinfelsen rund um Nideggen verboten. Das traditionelle Ostergeschäft sei für viele Hoteliers und Restaurantbesitzer bereits teilweise ins Wasser gefallen, weil die üblichen Buchungen ausgeblieben sind. Umsatzrückgänge bis zu 40 Prozent seien zu verzeichnen. Um noch Schlimmeres zu verhindern, haben der hiesige Hotel- und Gaststättenverband, der Einzelhandelsverband des Großraumes Düren-Schleiden, Kreishandwerkerschaft und Interessengemeinschaft Rurtal "SOS" gefunkt in Richtung RP und NRW-Wirtschaftsministerium; obendrein haben sie sich mit der dringenden Bitte um Hilfe an den Petitionsausschuß des Landtags gewandt. Grund: Neben dem jetzigen Kunden-Rückgang sieht man das "Aus" auf sich zukommen, wenn Pläne Wirklichkeit werden, das Naturschutzgebiet im Rurtal für das europäische Schutzzprojekt "FFH" (Fauna, Flora, Habitat) anzumelden. Schäfer und Gerd Humpert: "Wir haben Angst, daß dann auch Wanderwege und Teile des Ruruferradweges noch geschlossen werden. Dann kommt niemand mehr hierher." Dann könne auch die Dürener Kreisbahn ihren Betrieb mit den RegioSprintern einstellen. Mit ihren Kollegen verstehen die beiden die Welt nicht mehr: Land und EU haben in den letzten Jahren Millionen in die Förderung der Nordeifel gepumpt. Dies alles wäre umsonst, wenn quasi ein Zaun um das Rurtal gezogen wird. "Es ist ein Hohn, daß das Wirtschaftsministerium an einer Stärkung der Region als Wirtschaftsraum interessiert ist und dann die Entwicklung von anderen Richtungen wie dem Umweltschutz unterminiert wird", heißt es in der Petition. Deshalb bittet man das Land und den RP um Hilfe, "Auswüchse im Naturschutzbereich mit den damit verbundenen, erheblichen Nachteilen einzudämmen". Wenn nämlich die Naturschutz-Ziele erreicht werden, dann bleiben auch die Tagesgäste weg, fürchtet das Gewerbe. Schäfer: "Das muß zu Schließungen führen." Auch Handwerksbetriebe und der Einzelhandel in der Region würden vom nachlassenden Besucherstrom negativ beeinflußt - mit Folgen für Arbeitsplätze. Schließlich ist der gewerbliche Mittelstand praktisch der einzige Arbeitgeber hier. Für Dienstag, 28.April lädt man alle Interessierten um 19 Uhr zu einem Forum zum Thema "Wirtschaftsregion Eifel im Einklang mit der Natur" ins Burghotel Hausen ein. (nh)
Dürener Nachrichten, Nr.83, Mittwoch, 8. April 1998 D
Gastronomen in der Rureifel schlagen Alarm - Gäste bleiben aus - 40 Prozent Umsatzrückgang "Kletterverbot für Felsen treibt Wirte in den Ruin" Heimbach (oha). Die Gastronomen in der Rureifel bangen um ihre Existenz. Michael Schäfer, Inhaber der "Blenser Bauernstube", spricht für seine Kollegen: "Wenn das Kletterverbot an den Felsen bestehen bleibt, ist das Aus für die Region entgültig besiegelt." Michael Schäfer und Gerd Humpert von "Gut Kallerbend" machten gestern eine bedrückende Bilanz auf. Seit der Kanusport auf der Rur 1994 stark eingeschränkt wurde, seien mehr als 100 Arbeitsplätze in der Branche verloren gegangen. Einige Berwirtungsbetriebe hätten Umsatzeinbußen von 40 Prozent hinnehmen müssen. Jetzt blieben auch noch die Kletterer weg. Dieser Gästerückgang treibe manchen Gastronomen in den Ruin. Mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne reisten sonst Klettersportler scharenweise in die Eifel. Doch seit dem 1.April sind alle Buntsandsteinfelsen an der Rur gesperrt, weil sich der Kreis Düren und der Deutsche Alpenverein (DAV) nicht auf einen neuen Pachtvertrag einigen konnten, wurde die alte Verordnung nicht verlängert, die zumindest das Klettern an einigen Felsgruppen erlaubt hätte. Jetzt sind alle Felsen gesperrt - die Kletterer bleiben daheim und der Wirt jammern. "Es gibt 31 200 registrierte Kletterer in NRW", weiß Michael Schäfer. Viele von ihnen kamen als Individual-Touristen in die Eifel. Sie brachten ihre Familie mit und quartierten sich in Pensionen, Hotels oder auf dem Campingplatz ein. Schäfer: "Der Alpenverein unterhält in der Umgebung acht Hütten. Die Mitglieder haben hier sogar ihre Weihnachtsfeiern abgehalten und die Region auch in harten Wintern am Leben gehalten." "Knallhart drangegangen" Das Felsenverbot sei nur der erste Schritt zur "totalen Umsetzung des Naturschutzes in allen Bereichen", schwant Schäfer Übles. "Die BRD will der Europäischen Union neue Naturschutzgebiete melden. Da wird dann knallhart drangegangen." Der Hotel- und Gaststättenverband hat inzwischen den Petitionsausschuß des Landtages eingeschaltet. Im Brief an die Politiker wird die Befürchtung geäußert, im Gefolge des Naturschutzes könnten auch Wanderer, Radfahrer und selbst der Zugverkehr aus der Rureifel verbannt werden. Blanke Hohn sei, daß der Kreis nun Verhandlungen mit dem "Club aktiv" führe. Schäfer: "Dieser Club hat die Probleme mit verursacht, indem er busseweise Kanuten an die Rur brachte!" Der DAV habe dagegen ein Konzept vorgelegt, betonen die Wirte. Wenn zu den früher geöffneten Effels, Hirtzley, Riesentor und Waldfelsen noch die Christinenley und die Burgwände für den Sport freigegeben würden, werde der DAV die Felsen betreuen - mit Betretungsverbot für Felsköpfe und Sperrung zu Vogelbrutzeiten. "Wir sind für Naturschutz, aber nicht für Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg", macht Schäfer die Position der Gastwirte deutlich. Am 28.April, 19 Uhr, sollen im Burghotel Hausen beim Forum "Wirtschaftsregion Eifel im Einklang mit der Natur" Sportler, Wirte, Naturschützer, Politiker und Behörden erneut zu Wort kommen.
Dürener Zeitung, Nr.83, Mittwoch, 8. April 1998 D
Strafanzeige nach Kröten-Massaker Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen: Straßenbauamt ermöglicht Töten der Tiere Heimbach. Um das Kröten-Sterben auf der Landstraße 249 zwischen Hausen und Blens zu beenden, hat die in Heimbach ansässige Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) bei der Aachener Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Weil das Landesstraßenbauamt mit der Anlage eines Laichgewässers das Töten der Tiere in dem heutigen ausmaß erst ermöglicht, beziehungsweise vorbereitet habe, hat die EGE vorgeschlagen, diese Amt in die Ermittlungen einzubeziehen. Die Gesellschaft handelt als Eigentümerin jenes Naturschutzgebietes, das Grasfröschen, Erdkröten und Feuersalamandern als Winterquartier oder Sommerlebensraum dient. Von dort machen sich die Kröten im Frühjahr auf den weg in die Laichgewässer. Dieser Marsch wird für viele Amphibien zur tödlichen Tour, weil der Teich sich jenseits der Landstraße befindet. Das Gewässer wurde seinerzeit vom Straßenbauamt als Ausgleichsmaßnahme im Sinne des Naturschutzes angelegt. Doch in Wahrheit stellt sich diese gutgemeinte Maßnahme aus Sicht der Naturschützer nun als tödliche Falle für Tausende Kreaturen heraus. Um das "Kröten-Massaker" zu beenden, fordert die EGE nun, wenigstens während einiger Frühjahrsnächte das kritische Teilstück der L 249 zu sperren und den Verkehr umzuleiten, solange keine dauerhafte Lösung erreicht ist. Eine solche Maßnahme sei "wegen des geringen Verkehrsaufkommens und der enormen Tierverluste verhältnismäßig", meint die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen. Die EGE hat in diesen Tagen einen Brief an NRW-Verkehrsminister Wolfgang Clement geschrieben und ihn darum gebeten, eine Lösung des Problems zu ermöglichen. Eine Lösung sei „ein Zeichen dafür, daß Naturschutz unter einem künftigen Ministerpräsidenten Clement nicht unter die Räder kommen müsse“. (wts)
Dürener Zeitung, Nr.84, Donnerstag, 8. April 1998 D
Das Kletterverbot wird überwacht Polizei und ULB an Feiertagen in den Felsen Kreis Düren. Unerlaubtem Klettern in den Buntsandsteinfelsen im oberen Rurtal wollen die Untere Landschaftsbehörde (ULB) des Kreises und Polizei an den bevorstehenden Feiertagen auf die Spur kommen. "Wir werden uns gemeinsam ein Bild machen und sehen, ob und wie das seit 1.April bestehende Kletterverbot dort eingehalten wird", kündigt Justus Peters an. Wie der zuständige Dezernent auf Anfrage erklärte, sind die Hinweisschilder vor Ort auf das Naturschutzgebiet inzwischen mit zusätzlichen Ankündigung des Kletterverbotes versehen worden. Auch an der Tankstelle in Nideggen, wo Alpinisten bislang die Tageskarten erwerben konnten, wird auf die geänderte Situation aufmerksam gemacht. Und schließlich hat der Kreis den Gruppen des deutschen Alpenvereins bundesweit Flugblätter mit der neuen Regelung zukommen lassen. Justus Peters: "Wir verstehen unsere Kontrollen zunächst einmal als behutsame, aber konsequente Aufklährung. Deshalb hoffen wir, daß dies von den Kletterern auch so akzeptiert wird." Andernfalls würden sie sich selbst als mögliche Vertragspartner disqualifizieren. In den ersten April-Tagen ist es friedlich in den Felsen zugegangen, sagt der Dezernent. Sicher auch dank der miesen Witterung. Wenn die Wetterfrösche recht behalten, wird´s auch an den Ostertagen eher feucht. Dem Regen vom Himmel soll aber (noch) kein Bußgeld-Regen folgen, verspricht Peters. Nur wenn jemand völlig unbelehrbar sein oder Widerstand gegen die Polizei leisten sollte, muß er mit einer Geldstrafe rechnen. (nh)
Quelle: Express, Donnerstag, 8. April 1998
Kletterparadies mit Dom-Blick exp Köln - Bergsteigen mit Blick auf den Dom: Ende April wird die "Kletteranlage Hohenzollernbrücke" vom Deutschen Alpenverein (Sektion Rheinland Köln) offiziell eingeweiht. Die 1859 erbaute Eisenbahnbrücke wird zwar schon seit Jahren zum Üben genutzt erlaubt war das Klettern dort aber bisher nicht. Nach der Einweihung gilt: Mitglieder des Alpenvereins dürfen jederzeit (außer in den Wintermonaten) klettern, Nichtmitglieder müssen sich vorher anmelden. Insgesamt werden 70 Touren abgesteckt.
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