Dürener Nachrichten, Nr. 79, 3. April 1998 D
Auch das gibt´s Eine Handvoll Irre am Fels? Düren (oha). ist Sport nur etwas für Irre? Kletterer und Motorsportler erklären sich jedenfalls derzeit gegenseitig für unterbelichtet. Am Wochenende hatte sich der Dürener Alpenverein darüber beschwert, daß die Felsen im Rurtal gesperrt werden sollen, während gleichzeitig "Tausende Irre mit ihren Autos über den Nürburgring rasen".Das ließ den Dürener Motorsportclub nicht ruhen: Pressesprecher Manfred von der Stück in seiner Erwiederung: "Der Nürburgring wurde eigens zu dem Zweck erbaut, daß sich hier "Tausende Irre" mit ihren Autos im sportlichen Wettbewerb messen. Bisher ist aber nichts darüber bekannt, daß der liebe Gott die Felsen im Rurtal schuf, damit hier eine Handvoll "Irre" darauf herumklettern könnten.
Dürener Nachrichten, Nr.79, 3.April 1998 D
Kletterfelsen Alpenverein: keine Schuld am Zeitdruck Nideggen (oha). Die Kletterfelsen im Rurtal sind seit dem 1.April total gesperrt, weil der Kreis noch keinen Partner für die Betreuung der Felsen gefunden hat. Der Landesverband NRW und die Sektion Düren des Deutschen Alpenvereins (DAV) weisen darauf hin, daß der Zeitdruck, unter dem die Kreisverwaltung jetzt bei der Suche nach einem Vertragspartner steht, nicht auf den DAV zurückzu-führen sei. Vielmehr habe der Alpenverein eine für alle Beteidigten akzeptable Übergangsllösung für die Zeit der Verordnung vorgeschlagen. Die Dürener DAV-Vorsitzende Heidi Cremer: "Diese hätte auch die völlig überzogene Totalsperrung entbehrlich gemacht." Verärgert ist der DAV darüber, daß der Kreis überlegt, einem privaten Anbieter die Beaufsichtigung des Klettersports zu übertragen. Kein kommerzielles Unternehmen verfüge über Sensibilität und Erfahrung für eine naturverträgliche Nutzung der Felsen, so Cremer.
Dürener Zeitung, Nr.79, 3.April 1998 D
Übergangspakt noch möglich? Kreis Düren. Kein kommerzielles Unternehmen darf das Klettern in den Buntsandsteinfelsen im Rurtal überwachen, denn es hätte nicht die erwartete Sensibilität und Kompetenz für eine naturverträgliche Nutzung der Felsen. Dies fordert die Sektion Düren im Deutschen Alpenverein. Sie bedauert, daß die vorgeschlagene Übergangslösung bis Ende Juni von den Behörden nicht angenommen wurde. "Diese hätte die völlig überzogene Totalsperrung entbehrlich gemacht", sagt Chefin Heidi Cremer.
Dürener Zeitung, Nr.79, 3.April 1998 D
Leser schreiben: Nochmal Gespräch mit DAV suchen Zu den von der Kölner Bezirksregierung zum 1.April erlassenen Kletterverbot in den Buntsandsteinfelsen im Rurtal schreibt Johannes Holzportz, Höhenweg 5 in Nideggen: "Die Diskussion über die Nutzung der Felsgruppen im Rurtal bei Nideggen ist neu entbrannt. Ein wissenschaftliches Gutachten der Landesanstalt für Ökologie hat nämlich an den Tag gebracht, daß störungsempfindliche Vogelarten und gefährdete Tiergruppen weitere, geschützte Lebensräume für sich beanspruchen. Mehr noch: Im Gutachten spricht man von Felskuppen, Steilhängen und den umgebenen Waldflächen! es stellt sich mir danach die bange Frage, ob laut Gutachten im nächsten Schritt dann ganze Waldflächen vor dem Menschen geschützt werden sollen. Als erste Konsequenz wurden jetzt die Alpinisten in die Felsbereiche Effels und Hirtzley zurückgedrängt. der Deutsche Alpenverein hat daraufhin angekündigt, daß er die Überwachung der wenigen, übriggebliebenen Kletterrouten nicht mehr übernehmen will. Fazit: Solange keine Überwachung der Buntsandsteinfelsen erfolgt, ist auch das Klettern auf allen Routen untersagt. Leicht vollziehbar, daß sich nun andere Gruppierungen um einen Überwachungsauftrag bemühen. Der Kreis Düren ist jedoch schlecht beraten, wenn er ausgerechnet den kommerziell arbeitenden "Club Aktief" mit der Überwachungsfunktion der Felsregion betraut. Waren es nicht "Kommerzielle", die den Massentourismus auf die Rur und an die Felsen gebracht haben? Waren es nicht dieselben, die letztendlich die einschneidenden Sperrungen zu verantworten haben? Ich jedenfalls hoffe, daß dieser Teil der Zeitungsmeldung ein Aprilscherz ist und daß sowohl der Kreis, als auch die Stadt Nideggen noch einmal das Gespräch mit dem DAV suchen werden."
Dürener Zeitung, Nr.79, Freitag, 3.April 1998
Nachts regelrechtes Kröten-Massaker Krischer für Umleitung des Verkehrs im Rurtal über parallele Gemeindestraße Kreis Düren. Der ersten warmen Frühlingstage regen die Kröten zu ihren Wanderungen zu den Laichplätzen an. Dies tun die Weibchen erst im Alter von mindestens vier Jahren - oft im "Huckepack" ein Männchen, um dann mehrere 1000 Eier im Wasser abzulegen. Während dieser Wanderung begegnen ihnen viele Gefahren, wobei sie einer vollkommen schutzlos ausgeliefert sind: Beim Überqueren von Straßen nimmt das Leben vieler Amphibien unter den Reifen von Autos ein jähes Ende. In den vergangen Jahren ist an vielen solcher für die Kröten tödlichen Kreuzungspunkten Abhilfe geschaffen worden: Mittels kleiner Zäune und Tunnel unter den Straßen können die Tiere das Hindernis gefahrlos meistern. Nicht so an der L 249 zwischen Hausen und Blens: Um aus ihren Winterquartieren in den Talhängen der Breidelsley das Laichgewässer in der Ruraue zu erreichen, müssen die Kröten die Straße überqueren. Dabei kommt es derzeit jede Nacht zu einem regelrechten Massaker. Bis auf zwei Hinweisschilder, so klagt Oliver Krischer, Vorsitzender des Beirates bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Düren, ist das zuständige Rheinische Straßenbauamt Aachen (RSBA) seiner gesetzlichen Verpflichtung zum Schutz dieser Tiere nicht nachgekommen, obwohl das Problem seit langem bekannt ist und die Straßenbauer das Laichgewässer vor einigen Jahren sogar selbst als Ersatzmaßnahme für die Umgehungsstraße Hausen angelegt haben. Dabei sei die Lösung eigentlich ziemlich einfach: Seit Jahren gibt es Überlegungen, die enge und kurvenreiche Straße zur Entschärfung der Gefahrenpunkte für den Verkehr auszubauen. Dabei könnten Krötenzäune und -tunnel in einem "Aufwasch" eingebaut werden. Krischer: "Während die Naturschutzverbände einer solchen Lösung, die Mensch und Natur nutzen würde, positiv gegenüberstehen, streben Straßenbauamt und Stadt Heimbach einen 7 bis 10 Millionen Mark teuren, großen Ausbau an. Nicht nur der zusätzliche Flächenverbrauch durch die Fahrbahnverbreiterung, sondern auch die aufwendigen Betonkonstruktionen zur Hangabstützung würden einen schweren Eingriff in die direkt angrenzenden Naturschutzgebiete bedeuten, während für Krötentunnel angeblich das Geld fehlt." Diese große Lösung lasse sich seit Jahren mangels Geld und Einvernehmen nicht realisieren, trotzdem hängen RSBA und Stadt Heimbach nach wie vor daran. Krischer: "Leidtragende sind die Verkehrsteilnehmer, die sich durch eine enge und gefahrenvolle Straße drängen müssen - und die Kröten, für die direkt neben der Straße ein Laichgewässer geschaffen wurde, das sie aber nur unter Todesgefahr erreichen können. Für sie gäbe es eine Alternative: In den Nächten ihrer Hauptwanderung könnte der Verkehr über die parallel verlaufende Gemeindestraße geführt werden."
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