Dürener Zeitung, Donnerstag, 05. Juli 2001
Experten: Uhus leben im Rurtal gefährlich Nideggen. Eine Expertenrunde der Vogelschutzwarte NRW tagte auf Bemühen von Dr. Volker Hugenschütt (Biologische Station im Kreis Düren) in Nideggen. Führende Ornithologen fanden sich in Nideggen ein, um über aktuelle Natur- und Artenschutzprobleme der Region zu konferieren. Die Biologische Station und die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF) steckten die Inhalte ab und stellten die Referenten mit naturschutzfachlichen Vortragsschwerpunkten zusammen. Die meisten der über 50 Teilnehmer blieben über den Tagungszeitraum in der Eifel und leisteten damit einen Beitrag zur Förderung des Bildungstourismus. Ernüchternd wirkten die Erkenntnisse störungsökologischer Forschung auf die Expertenrunde. Bedauernswert erscheint das von dem Bonner Zoologen Lutz Dahlbeck vorgetragene Ergebnis der Auswertung langjähriger Forschungsdaten über die bioökologische Situation des Uhus im Rurtal: Die Population ist aufgrund der Ausübung des Klettersports und weiterer Störeffekte eigenständig nicht überlebensfähig! Die gut untersuchte "Uhu-Gemeinde" weist einen um 37 Prozent geringeren Bruterfolg als vergleichsweise ungestörte Brutpaare an der Mosel auf. Weniger als die Hälfte der jährlich geborenen Jungvögel erreichen das reproduktionsfähige Alter von mindestens zwei Jahren, während im Mittel jährlich ein Elternvogel zu Tode kommt. Damit steht fest, dass ohne den Zuzug von außen das Aussterben der felsbrütenden Rurtal-Population des Uhus unvermeidlich wäre. Die über Telemetriestudien belegten Wohnraumansprüche und Aktivitätsphasen des Uhus im Jahresverlauf zeigen, dass die Bedeutung von Felsen nicht auf die Funktion des Brutplatzes verengt werden kann. Uhu-freie Zeiträume existieren aufgrund der ganzjährigen Nutzung des Lebensraumes nicht. Allein die Brutplatzbindung reicht bis in den September hinein. Temporäre Kletterregelungen sowie die räumliche Ausweitung des Kletterns sind mit dem vorrangigen Artenschutzgedanken im Naturschutzgebiet der Buntsandsteinfelsen nach Meinung der Fachleute nicht vereinbar. Nach dem Entfernen der Kletterhaken an der Hochkoppel in Untermaubach und dem damit gegebenen Ausschluss des illegalen Kletterns fand dort nach Aussage der Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) die erfolgreichste bekannte Uhubrut der Eifel mit vier flüggen Jungvögeln statt. Die Vogelschutzexperten sprechen sich in Form einer Resolution mit Nachdruck dafür aus, dem Schutz des Uhus im Rurtal Rechnung zu tragen und das Überleben dieses Vogels nicht durch weitere Felsfreigaben zur Ausübung einer Freizeitsportart in Frage zu stellen.
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