Dürener Zeitung, Nr. 180, Donnerstag, 06. August 1998
Wo Löwen Ameisen fangen Biologische Station entdeckt im Fels Bioindikatoren Nideggen. Nach dem Absturz eines jungen Uhus aus den Felsen in der Nideggener Burgwand sehen sich Naturschützer im Kreis Düren in ihren Befürchtungen bestätigt. Dr. Volker Hugenschütt von der Biologischen Station im Kreis Düren, der die Eule am 22. Juli gefunden hat, schließt nicht aus, daß illegale Kletterer den Unfalltod des jungen Uhus verursacht haben. Während der Brutzeit, so Hugenschütt, seien Kletterer in der Burgwand von der Unteren Landschaftsbehörde mit Hilfe der Polizei dingfest gemacht worden. Das illegale Besteigen der Felsen könnte fatale Folgen nicht nur für die Besiedlung des Buntsandsteins mit Eulen haben. Denn die gemeinsamen Kontrollen der Landschaftbehörde mit der Biologischen Station haben, so Dr. Hugenschütt, "weitere Uberraschungsfunde nach sich gezogen". Die noch vor Jahren dort stark gestörten Mauereidechsen wurden seit den Kletterverboten "in größerer Individuenzahl mit zum Teil festen Revierbildungen registriert". Die Besonderheit dieser inzwischen stabilen Population: Der Bestand der stark gefährdeten Spezies gilt aufgrund der thermisch extrem begünstigten Standorte in den Buntsandsteinfelsen als der nördlichste im gesamten Verbreitungsgebiet. Die Südlage der Felsformation mit teils starker Sonneneinstrahlung scheint dafür verantwortlich. Diese Rand und Pionierpopulation, so urteilt Hugenschütt, sei "auch genetisch als besonders wertvoll einzustufen". Im Rurtal fanden sich unlängst weitere faunistische Überraschungen. Unter den jetzt relativ ungestörten Überhängen der Felsfüße wurden in Feinsanden wieder zahlreiche eingelassene Fangtrichter des ebenso berühmten wie gefährdeten Ameisenlöwen bestätigt. Die Larven dieser libellenähnlichen Netzflügler siedeln über zwei Jahre verborgen im Sand am Grunde ihres selbstgegrabenen Fangtrichters und lauern hier auf Beute. Dies sind vorzugsweise Ameisen, die in den Sandtrichter und damit in die Klauen des deshalb so genannten Ameisenlöwen abrutschen. So klein diese Kreaturen auch sein mögen, so fungieren diese bedrohten Kennarten des Felslebensraumes als Bioindikatoren, die, so erklärtes Dr. Hugenschütt, "den aktuellen störungsökologischen Zustand der Burgfelsen anzeigen". So statuiert der Biologe mit diesen Tierfunden eine erfreulich positive Entwicklung dieses Felsbiotops. Dies sei erst durch einstweilige Sicherstellung und den Abzug der legalen Felskletterer möglich geworden, sagt Hugenschütt. Auch der Turmfalke habe in Folge der Beruhigung die Burgsteilwand als natürlichen Lebensraum wiedergewonnen. (wts) Bilduntertitel: Ihr Bestand hat sich in der Eifel in den letzten Jahren stabilisiert: die vom Aussterben bedrohte Mauereidechse in ihrem nördlichsten Verbreitungsgebiet bei Nideggen. (Foto: Dr. Volker Hugenschütt)
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