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Deutscher Alpenverein DAV klettern

Dürener Zeitung, Nr. 176, Samstag, 01. August 1998

Der Uhu brütet wieder in den Nideggener Burgfelsen

Trauriger Beweis: Der erste Jungvogel seit 50 Jahren stürzte in den Tod
Seit Klettern tabu ist, kommt die Eule öfter

Von Walter Schmühl

In den Felsen unterhalb von Burg Nideggen hat wieder ein Uhu gebrütet. In der vergangenen Woche fand ein Biologe den traurigen Beweis: Die Reste eines abgestürzten Jungvogels lagen am Fuße der steilen Wand. Unter welchen Umständen die noch nicht flugfähige Eule zu Tode kam, ist bisher ungeklärt. Naturschützer werten die Brut und das erneute Vorkommen der großen Eule in der Nordeifel auch als Erfolg der in den meisten Felsmassiven geltenden Kletterverbote. Der Uhu, der einst in der Eifel weite Verbreitung hatte, erhält nun möglicherweise eine neue Chance. Seit 1994 wird der Vogel nun auch an den Burgfelsen wieder regelmäßig gehört und beobachtet.

Nideggen. Der tote Vogel, der aus den Burgfelsen in die Tiefe gestürzt war, ist der erste Junguhu, der nach einem halben Jahrhundert im Buntsandstein bei Nideggen gefunden wurde. Seit einigen Jahren ist das Klettern in diesem Teil des Rurtales verboten. Naturschützer werten die neuerliche Bruttätigkeit deshalb als Erfolg der behördlich verordneten Beschränkungen für Alpinisten.

Der Uhu war einst in der Eifel heimisch. Alte Flurnamen weisen noch heute darauf hin. Die in Heimbach ansässige Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) mit ihrem Geschäftsführer Wilhelm Bergerhausen kennt die Zusammenhänge. Häufig wurde der Uhu mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Nicht nur in Italien heißt die Eule in einem Dialekt "diavolo di montagna". Hinweise für solche Verbindungen gibt es auch in der Eifel. Häufig tragen Brutfelsen des Uhus den Namen "Teufelsley", "Teufelskammer" oder "Teufelsschlucht".

Die EGE hat das Vorkommen des Uhus in der Nordeifel mit Akribie verfolgt. Dr. Otto le Roi bezeichnet in seiner 1906 erschienenen "Vogelfauna der Rheinprovinz" den Uhu als Brutvogel "im Roertale bei Nideggen". In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder Hinweise auf "Bubo bubo", wie die Eule mit der lateinischen Artbezeichnung heißt. Dr. Alfred Beckers berichtet, daß seit 1950 in Nideggen keine erfolgreiche Uhubrut mehr stattfand. Noch 1960 vermutete Klaus Warncke bei Nideggen ein Paar dieser größten Eulenart. Doch der Uhu ist nicht völlig aus der Eifel verschwunden. Denn 20 Jahre später, Anfang der 80er Jahre, wurden von Bewohnern im "Kühlenbusch" immer wieder Uhurufe aus dem Effels und aus den Burgfelsen gehört und der EGE gemeldet. So im Herbst und Frühwinter 1984, als ein Paar während der Herbstbalz regelmäßig zu vernehmen war. Im Mai 1985 belegten eindeutige Spuren, daß unterhalb von Burg Nideggen ein erfolgloser Brutversuch stattgefunden hat. Im Folgejahr balzt das gleiche Vogelpaar an gleicher Stelle und brütet. Wenig später wird das männliche Tier mit der Ringnummer "He 14.313" tot unter einem Strommast gefunden. Ein ähnlich trauriger Hinweis findet sich am 30. März 1993, als ein neues Uhumännchen von einem Auto überfahren wird. Aber die durch Verkehr, Freizeitverhalten des Menschen und Technik stark gefährdete Eule bleibt den Felsen des Rurtales treu.

1994, 1996 und auch im vergangenen Frühjahr wieder werden an den Felsen unter Burg Nideggen von Mitarbeitern der EGE immer wieder Uhus gehört und auch beobachtet. Erst vor wenigen Monaten wurde an gleicher Stelle im Burgfelsen wie 1985 eine Brut nachgewiesen.

Das war Mitte April. Es handelte sich offensichtlich um das Nachgelege einer zuvor aufgegebenen Brut. Nahrungsreste wie Rattenschädel und Taubenknochen wiesen auf Bruten in den Vorjahren hin. Die Reste des zuletzt abgestürzten Jungvogels, der zirka 45 Tage alt war, wurden am 22. Juli unweit des Brutplatzes gefunden. Was den Absturz der Eule verursacht hat, sei nicht geklärt, sagt Bergerhausen. Möglicherweise hätten "Felsen-Hooligans" an der Burgwand illegal geklettert oder die abendliche Nutzung des Pfades oberhalb der Burgwand und der Felsköpfe durch Spaziergänger hätte zum Absturz beigetragen, vermutet die EGE. Das verletzte oder bereits tote Jungtier hat sich wahrscheinlich, bis auf die vorgefundenen Reste, ein Fuchs geholt. Das Klettern in den Burgfelsen ist verboten. Dennoch wird vereinzelt geklettert, und auf dem "Hager Turm" weht am Gipfelkreuz die Fahne der Unbelehrbaren.

Bilduntertitel:
Ein Uhu in den Felsen bei Blens. Auch in Nideggen ist die große Eule wieder beobachtet worden. In den Burgfelsen bei Nideggen brütete ein Uhu. Nach rund 50 Jahren wurde vorige Woche wieder ein Jungvogel entdeckt. Leider stürzte das noch flugunfähige Tier aus unbekannten Gründen in den Tod.



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Burg Nideggen und Burgwand © Günter Kobiolka
Herweg (Quelle: Günter Kobiolka)
Auf der Burgwand
Trichterkante (Quelle: Günter Kobiolka)
An der Burgwand
Hochkoppel bei Untermaubach (Quelle: Günter Kobiolka)
Florian Schmitz
Feuchter in der Burgwand (Quelle: Günter Kobiolka)
Haken für Sandstein