Dürener Nachrichten, Nr. 104, Mittwoch, 6. Mai 1998
Nachrichten-Leser meinen Natur das größte Kapital Zur neu entfachten Kontroverse über das Kletterverbot auf den Buntsandsteinfelsen im Rurtal schreiben im Namen der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen der stellvertretende Landrat Cato Hilfert und der Vorsitzende Oliver Krischer: Die Diskussion wird leider mehr emotional als sachlich geführt. Es wird am Beispiel des Felskletterns ein Gegensatz konstruiert, der aufgrund der Fakten eigentlich nicht nachvollziehbar ist. Alle Beteiligten betonen allerdings immer wieder, daß die Natur als solche das größte Kapital der Region ist. Schon die, Pro-Tour-Studie belegt, daß die Kletterer nur eine sehr marginale Bedeutung für das Hotel- und Gaststättengewerbe hat; im Gegenteil: bei einer hohen Frequentierung der Felsen wirkt das auf die anderen, erholungssuchenden (und zahlenden) Besucher des Rurtals eher störend. Ähnliches gilt für Kanufahren und Mountain-Biking. Gleichzeitig ist im Rurtal, wie in vielen Teilen der Eifel, seit mehreren Jahren ein Rückgang der touristischen Kaufkraft zu beobachten. Doch die Ursache hierfür in verstärkten Bemühungen zum Erhalt von Natur und Landschaft zu suchen, ist schon deshalb falsch, weil in anderen Bereichen der Eifel Nutzungskonflikte, nicht in der Schärfe wie im Rurtal vorliegen und es trotzdem zu Besucherrückgängen kommt. Es läßt sich bundesweit sogar eine Tendenz erkennen, daß dort, wo offensiv mit einer unverbrauchten, intakten Natur für einen sanften Tourismus geworben wird, die gewerblichen Einnahmen aus dem Tourismus durch höhere Übernachtungszahlen steigen. Leider hat man im Rurtal diesen Zusammenhang trotz einiger weniger guter Ansätze noch nicht ausreichend verstanden: Naturschutz wird ausschließlich als Einschränkung und Störung von Tourismus, statt als Chance begriffen. Die Verantwortlichen im Rurtal müssen lernen, ihre Natur gewinnbringend zu vermarkten, ohne sie nachhaltig zu stören.
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